Die Kampagne "mo.ë bleibt" wurde 2016 mit dem "Förderpreis der Freien Szene Wiens" ausgezeichnet.
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mo.ë Himmelfart (Soli-Mai 2017)
mo.ë in der Gasse (Soli-Mai 2016)
(in alphabetischer Reihenfolge)
Alisa Beck, Max Bogner, Valerie Bosse, Richard Bruzek, R.F. Culbertson III, Willi Hejda, Josef Eiweck, Domenik Hölzl, Felix Jansky, Réka Kutas, Daan Lievense, Martina Maggale, Gustavo A. Mindez López, David Palme, Minou Polleros, Gregor Pirgie, Marie-Christin Rissinger, Ulrich Rois, Domingo del Sante, Nicolás Spencer, Darren Jan Sutton, Eduardo Trivino Cely, Bernhard Wächter, Michael Weidhofer. Bilder und Kuratierung falls nicht anders angegeben von den oben genannten Personen.
Von 2009-2017 waren unzählige Künster*innen und Kulturaberiter*innen in die Bespielung und Betreibung des Raumes involviert. Ihnen allen gilt unser Dank, denn ohne ihr unentgeltliches Engagment, ihren Idealismus und ihre Residenz hätte es nie einen Raum gegeben um dessen Erhalt es sich zu kämpfen lohnt.
Fotos: Marie-Christin Rissinger
Am 31. Mai 2017 muss das mo.ë seine Türen schließen.
Wien (OTS) - Am Montag 20.02.2017 fand im Bezirksgericht Hernals die erste Verhandlung des Mietzinsstreits (Vestwerk big living TH4 GmbH & Co KG - gegen - pica pica - Verein zur Förderung interdisziplinärer Kunst- und Kultur) statt. Zu Beginn der Verhandlung wurde das Urteil des Räumungsverfahren verkündet. Der Ausgang dieses Verfahrens war aufgrund der strittigen Rechtslage bis zuletzt unklar. In erster Instanz wurde der Räumungsklage stattgegeben. Da der Kunstverein nicht über die notwendigen finanziellen Mittel (ca. 70.000 Euro) verfügt, um in Berufung zu gehen und beide Verfahren bis in letzter Instanz durchzustreiten, sah man sich gezwungen vor Gericht einen Vergleich abzuschließen.
Damit geht die Geschichte eines Raumes zu Ende, der die letzten sieben Jahre Kunstproduktion und kompromissloses Experiment abseits etablierter Hochkultur ermöglicht hat. Wien verliert damit einen Ort, der sowohl für die Kunst und Kulturszene als auch für die Stadtentwicklung im Brunnenviertel von beispielhafter Bedeutung ist.
“Die pragmatische Erkenntnis, dass wir mit unseren Anliegen nun an finanziellen Mitteln scheitern, ist bitter und steht doch symptomatisch für eine Stadt- und Kulturpolitik, die sich dezentrale Kulturarbeit auf die Fahnen schreibt, nicht aber für den Erhalt eines solchen Raumes einsteht.”
Das mo.ë hat in den letzten eineinhalb Jahren viel Unterstützung bekommen. Es ist gelungen die Themen, die sich an den Räumlichkeiten festmachen lassen, in die Öffentlichkeit zu bringen und an bestehende Diskurse anzuschließen. Diese Bestrebungen werden auch jetzt nicht aufhören!
“Wir werden nicht aufhören zu fragen, wer den Wert eines Grätzels schafft und wer davon profitiert! Nun gilt es die in diesem Prozess gesammelten Erfahrungen, die unser Recht auf Stadt und künstlerisches Tun betreffen, nicht untergehen zu lassen, sondern dazu beizutragen weitere Aktionen anzukurbeln und langfristig widerständig zu bleiben.”
In der Thelemangasse 4 wohnen weiterhin Mieter*innen mit unbefristeten Verträgen, denen der Verbleib in ihren Wohnungen schon in der Vergangenheit schwer gemacht wurde. Diese gilt es – im Angesicht einer Aufwertung der Immobilie – in den kommenden Monaten in ihrer prekären Situation zu unterstützen sowie ein besonderes Augenmerk auf das weitere Vorgehen des neuen Hauseigentümers (Realtrade Immobilien GmbH) zu legen.
Das Programm der nächsten drei Monate steht im Zeichen der gemeinsamen Arbeit der letzten sieben Jahre und für Widerstand, der Türen öffnet statt sie zu verschließen.
(ZITATE & TEXT: Team mo.ë)
Fotos: nondef.net (s/w) | Drawing: R.F. Culbertson III
10 Stunden LIVE
(In) the Abyssity Of The Grounds, AC/Boy, anulla, burn those idle circles, Cabaret Poulet, Daniel Lercher & Vinzenz Schwab, Dichtung//s//ring (Uroš Prah, Cornelia Hülmbauer und Jakob Kraner), Dina Four feat. Barca Baxant, HM, Hertzinger, HOR '29 Novembar', Karl Salzmann, Lydia Haider + Johannes Oberhuber, Miley Cyrus, Outer Vertex & Culbertson Lighting and Effects, Peter Kutin, Philip Leitner, TEK MATER C9 (Crystal distortioN + MONSTERFRAU), RUSE,Voglsinger/Weberhofer/Ruthensteiner/Leibetseder || God's Entertainment - FFYOURR - Pt. III - ABSINTH BAR - FORSCHUNGSGARAGE FÜR PSYCHOAKTIVISTISCHE ZUSTÄNDE ||Krisensitzung mit: Boem* und Migrating Kitchen || Sandlung Van Bruzek || Tagtool
Resolution Der Kommunarden, Bertolt Brecht
EIne Arbeit von Philip Leitner
02.02.2016, dérive - Radio für Stadtforschung
Die Gegend rund um den Yppenplatz im 16. Wiener Gemeindebezirk ist schon seit langem Zielort einer investorengetriebenen „Aufwertung“ in Form von Um-, Aus- und Neubauten und einer damit einhergehenden Verdrängung von leistbarem Wohn-, Arbeits- und Kulturraum. Aktuell zeigt sich diese Entwicklung, die aufgrund der hohen Renditen für Investoren immer weitere Teile Wiens erfasst, am Kunstraum mo.ë in der Thelemangasse 4 im 17. Bezirk.
Seit über 5 Jahren ist das mo.ë, betrieben vom Verein picapica, als Werkstätte, Experimentierfeld, Veranstaltungsort und Treffpunkt für Kunst- und Kulturschaffende bekannt. Dabei ist der international vernetzte Kunstraum in der ehemaligen K.u.K Orden- und Medaillenfabrik Mandelbaum mit seiner Größe und Charakteristik einzigartig für die Kulturlandschaft Wiens.
Nun droht die Entmietung: Der Immobilienentwickler Vestwerk – seit 3 Jahren Eigentümer des Hauses – plant das Gebäude zu sanieren, die Räumlichkeiten in luxuriöse Lofts und Townhouses umzubauen und im Eigentum weiterzuverkaufen. Einem Kaufpreis von rund 650 Euro/m2 stehen dabei Renditeerwartungen von 4000 - 8000 Euro/m2 gegenüber. Es geht somit um viel Geld – und um die alte Frage, wer den Wert eines Grätzels schafft und wer davon profitiert.
Ende Dezember 2015 sollten die Räume des mo.ë an den Investor rückgestellt werden und Anfang Jänner die Um- und Ausbauarbeiten im Haus, in dem noch 6 weitere Parteien mit unbefristeten Mietverträgen wohnen, beginnen.
Doch das mo.ë hat sich entschlossen zu bleiben und damit einen öffentlichen Diskurs zu Raumfragen, Kulturpolitik und Investorenlogik anzustoßen: "Es gilt sich einem Prozess zu widersetzen, der als unaufhaltsam dargestellt wird" und stellt klar: "Man kämpft nicht nur für die eigene Sache, es geht um eine grundlegende Diskussion."
Radio derive war auf Lokalaugenschein im umkämpften Kunstraum.
EIN NEUES WERTESYSTEM
Das «mo.ë» in der Thelemangasse, Wien 17, passt nicht in die Immobilien-Entwicklung
07.02.2016, Augustin
Wenn die «wirtschaftliche Verwertbarkeit im Vordergrund steht», hat die nichtkommerzielle Kunst meist schlechte Karten. Bei Erscheinen dieses Artikels ist das Kulturzentrum «mo.ë» in der Thelemangasse vielleicht schon Geschichte. Christian Bunke hat Mitte Dezember vorbeigeschaut.
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von Christian Bunke | Ausgabe 404/2016 / Seite 18, 19 / 07. Januar 2016 Auflage 25.000
23.12.2015, Standard
Der Kunstraum im Bezirk Hernals entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem Knotenpunkt verschiedener Kulturdisziplinen. Auf dem Gelände sollen nun Luxuslofts entstehen
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von ANNE-KATRIN FESSLER, STEFAN WEISS | 23. Dezember 2015, 18:07
Artist: Unknown / Foto: Kurt Prinz
mo.ë: Should I stay or should I go?
29.06.2016, skug - Magazin für Musik
Bei der halb traurigen, halb erfreulichen Entwicklung des unabhängigen Kulturzentrums mo.ë gilt es wohl zwei Sphären voneinander zu trennen: das möglicherweise aufrechte, moderne Gebot zur »Nomadologie« einerseits und den Profitzwang andererseits. Die Fluchtlinien der Kunst sollten nicht gegen den Warenfetisch ausgespielt werden. Es stimmt: Kunstinitiativen versulzen nach einigen Jahren. Abhauen, Zelte abbrechen und was Neues beginnen kann richtig und wichtig sein, nur eben nicht gerade dann, wenn es einer Immobilienfirma in den Kram passt, und auch dann nicht, wenn ein Mietvertrag endet. Obsessive Besessenheit mit dem Gebot der Regelbefolgung ist eine der schlimmsten kleinbürgerlichen Sünden. Es darf daran erinnert werden, dass in den luftigen Höhen des großen Geldes immer nachverhandelt wird.
> weiter lesen <
von Frank Jödicke | 29. Juni 2016 | Skug - Journal für Musik
ERÖFFNUNG MAI/JUNI PROGRAMM “Liebe Arbeit,”
11:00 Kinderprogramm | Picknick | Infostände | Zine
14:00 MayDay Parade Treffpunkt
16:00 Konzerte|Performances|Siebdruck
22:00 DJ’s (AU - Brunnengasse 76)
KONZERTE & PERFORMANCES
Réka Kutas und Richard Bruzek, Willi Landl und Benny Omerzell, MONSTERFRAU, DJ Amok - Pro21 und Boem*, Öde an die Freizeit, Kollektiv Roman, IM ERNST., Matthias Jakisic, Ralf Emberger, Ahmed Shgagi, EsRAP, Veronika Zott
INFOSTÄNDE
biblio>media:take!, Engagée. Magazin für politisch-philosophische Einmischungen, Amerlinghaus, Recht auf Stadt, Subterrarium, Pro21, Migrating Kitchen
TAG 1
ab 12:30 KUNDGABE AM YPPENPLATZ
KONZERTE IM MOE ab 15:30
15:30 Mutt/Hackl (coincidence between noise and silence)
16:15 Rheuma 3000 (DIY spoken word impro)
17:00 Salah Addin/Réka Kutas/Uli Rois(desert blues/impro)
17:45 Performance Celloduo (impro/performance)
18:30 Vivid (early music recorder consort)
19:15 Luiza Schulz with Vinicius Ciccone Cajado (experimental soundscapes)
20:00 Markus Krispel/Jakob Gnigler/Matija Schellander (free improv)
20:45 Pamelia Stickney (thinking out loud on solo guitar)
21:30 le_mol (postrock-duo)
22:15 hertzinger (live electro)
SPÄTER: Afrodisia #13 mit DJ‘s Mark Oni + MP Flapp @ AU-Brunnengasse 76
Afrobeat / Afrofunk / Afrorock / Afrodisco
TAG 2
BENEFIZ AUKTION ab 17:00
Mit Arbeiten von: Aljoscha Ambrosch, Denise Beser, Jean Pierre Cueto, Anna Dopler, Helene Van Duijne, Julia Faber, Gammon, Peter Fritzenwallner, Udo Fon, Christian Kammerhofer, Manuela Kiss, Daan Lievense, Ana Loureiros, Stefan Malicky, Florian Nitsch, Mehyar Sawas, Leonard Sheil, Christiane Spatt, Sophie Tiller, Michael Tripolt, Minou Tsambika, Michi Weidhofer, Nora Welther, Marit Wolters und anderen
Wir sprechen aus der Perspektive von in Wien lebenden und arbeitenden Künstler*innen, thematisieren jedoch Entwicklungen, die zunehmend mehr Bewohner*innen Wiens, insbesondere die Nachbar*innen des 16. und 17. Wiener Gemeindebezirks, betreffen.
“Leistbares Wohnen sowie vielfältige soziale und kulturelle Nutzungen sind wichtige Merkmale der Gründerzeitgebiete, die es zu stärken gilt.” heißt es im Stadtentwicklungsplan der Stadt Wien (STEP 2025, S.45).
Künstler*innen machen durch ihre Arbeit Bezirke attraktiv. Diese symbolische Aufwertung kommt aber häufig weder den Künstler*innen noch den Bewohner*innen der Bezirke zugute, sondern wird von Immobilienfirmen abgeschöpft. Wir möchten uns diesem Prozess widersetzen, der allzu oft als unaufhaltsam dargestellt wird.
Die Stadt soll in ihren Qualitäten leistbar bleiben. (vgl. STEP 2025: S.21). Wir fordern die Umsetzung dessen, konkret am Beispiel der Thelemangasse 4.
Das Gebäude der ehemaligen k.u.k. Orden- u. Medaillenfabrik Mandelbaum (Fabrikshalle & Wohnhaus) wurde 2012 von der Immobilienfirma Vestwerk weit unter dem Marktwert erworben. Nun laufen die jetzigen Mieter*innen, unter ihnen auch der Kunst- und Kulturraum mo.ë, Gefahr, aus dem Wohnhaus bzw. der Fabrikshalle verdrängt zu werden. Billig kaufen, entmieten, luxussanieren, Eigentumswohnungen teuer verkaufen – Diese systematischen Verdrängungsmechanismen sind hier gerade sichtbar. Bedroht von steigenden Mieten und Verdrängungsprozessen sind jedoch immer mehr Bewohner*innen des Brunnenviertels. Dieser Entwicklung gilt es sich zu widersetzen.
Die öffentliche Zugänglichkeit eines Ortes, an dem sich die Wiener Stadt- und Bezirksgeschichte jenseits des Gürtels ablesen lässt, ist bedroht.
Die Thelemangasse 4 hat nicht nur eine schöne Fassade, sondern auch eine lange Geschichte, die von Frederic Morton in seinem Roman “Ewigkeitsgasse” beschrieben wird. Durch die Nutzung der ehemaligen Fabrikshalle als Veranstaltungsort bleibt diese Geschichte sichtbar. Durch den Umbau der Fabrikshalle in Luxuswohnungen, wie sie die Immobilienfirma Vestwerk plant, würde diese Geschichte unsichtbar.
Wir bitten Euch um eure Unterstützung.
mo.ë öffnet die Türen um 19h
ab 20Uhr: Galadinner in der Halle
Vestakt mit Enthüllungen, Risikorad und Altlastentombola
Die Spiele sind eröffnet!
Der Dramaturgie der Nacht geschuldet:
Paul Gründorfer + DJ Hoec + DJ MONSTERFRAU + DJ Chucho Sanches
"Have you seen our house?" ist eine fortlaufende Forschungs- & Diskussionsreihe die den Kampf um den erhalt der Räumlichkeiten theoretisch begleitet und reflektiert.
Kuratiert von Valerie Bosse & Alisa Beck
Produktionelle & Dramaturgische Beratung: Marie-Christin Rissinger
Gefördert von der Stadt Wien (MA 7, Wissenschaft & Forschung) & dem Bundeskanzler Amt (Abteilung II/7)
#1 Have you seen our house?
mit Sylvie Kretzschmar (Schwabingrad Bellette) & Daniel Aschwanden
#2 Have you seen our house?
Workshop in Kooperation mit der Akademie der Bildenden Künste Wien, Elke Krasny und Teatro Marinoni (Venedig)
#3 Have you seen our house?
mit Christoph Schäfer - Die Stadt ist unsere Fabrik
#4 Have you seen our house?
mit Thomas Kaestle - Ergebnisoffenheit als Bedingung für Kulturarbeit
#5 Have you seen our house?
As part of "RAPID - a "viennese" journey by "ditiramb" with students from Gray’s School of Art (Aberdeen), in cooperation with AU.
#6 Have you seen our house?
WERKSTATT TH4 - Partizipative Planungswerkstatt
#7 Have you seen our house?
WERKSTATT TH4 - Filmscreening "Planquadrat" und Gespräch mit Helmut Voitl
#8 Have you seen our house?
mo.ë goes Social Design_Art as Urban Innovation - Fokus Week #3 Radical Housing?!
#9 Have you seen our house?
Der Garten - Community-Building von Nicolas Spencer
#10 Have you seen our house?
You’re being sued - Theter-Game von Valerie Bosse & Marie-Christin Rissinger
#11 Have you seen our house?
Stadt der Vielen - Gastvortrag, Wissenschaft - Im Rahmen von Urbanize - Internationales Festival für Urbane Erkundungen (open lab)
#12 Have you seen our house?
Stimmen von Gewicht - Workshop & Gespräch mit Sylvi Kretzschmar und Gloria Höckner
22. September 2018
Protokolle einer abgesagten Zukunft
Vortrag von Marie-Christin Rissinger im Rahmen des Symposium "Politischer Widerstand als Kulturelle Praxis" Eine Veranstaltung in Kooperation von monochrom und paraflows, Wien | Lindabrunn
18. Mai 2018
„Nein, eure Suppe ess ich nicht“ - Nebenwirkungen und Nachwehen
widerständiger Praxis im mo.ë
Vortrag von Alisa Beck im Rahmen von Philosophy Unbound #22 Radical Cities, Wien
01.Oktober 2017 | 18:00
POLITIKEN UND PRAXEN VON RAUM, GELD UND ORGANISATION
Podiumsdiskussion mit Magdalena Augustin (Gassen aus Zucker) _willi Hejda (macuco), Marty Huber (Queer Base), Künstler_innen-kollektiv "Die Schweigende Mehrheit",
Simona Reisch (Einbaumöbel), Marie-Christin Rissinger (mo.ë)
kultcamp17 | Atelierhaus Mehrzwecksaal - Akademie der Bildenden Künste Wien
14. September 2017 | 19:00
SYSTEMIC-REALISTIC-IDEALISM OR HOW NOT TO GO NUTS WITHIN A POLITICAL STRUGGLE II
Vortrag von Marie-Christin Rissinger
Im Rahmen von "Performatorium" kuratiert von Marlies Surtmann & Olivia Jack | Kunstraum Niederösterreich | Wien
23. Mai 2017 | 19:00
Wachstum und Auswüchse. Wien morgen. Was kann der Markt – was macht die Stadt?
Podiumsdiskussion mit Alisa Beck, Kunsthistorikerin (mo.ë und IG Kultur Wien), Elke Rauth, Stadtforscherin (dérive), Koen Smet, Ökonom (Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie, Wirtschaftsuniversität Wien), Hans-Jörg Ulreich, Immobilienentwickler (Ulreich)
Grüne Bildungswerkstatt | Wien
21. Mai 2017 | 11:00
#1 Stadt als Beute
Lecture Performance von und mit dérive – Zeitschrift für Stadtforschung (Elke Rauth), mo.ë (Alisa Beck, Valerie Bosse, Marie-Christin Rissinger), Stephan Lanz und Niels Boeing | Performeum | Wiener Festwochen
16. Mai 2017 | 19:00
OLD WORLD UNDERGROUND, WHERE ARE YOU NOW?
Podiumsdiskussion mit Martin Blumenau, Philipp Ikrath, Marie Christin Rissinger
Salon in Gesellschaft | Spektakel | Wien
22. Februar 2017
Die Elster, oder: warum mo.ë keine Zwischennutzung ist. Eine Stellungnahme
Artikel von Valerie Bosse & Alisa Beck
in: malmoe , 77
21. Februar 2017
Utopia des Dazwischen* #1: Endet es immer in Bobo-Beisl und Luxuswohnung?
Podiumsdiskussion mit Alisa Beck, Christoph Reinprecht, Mara Verlic, Josef Redl, Esra Özmen, Ula Schneider, Kurt Smetana
mo.ë | Wien
07. Dezember 2016 | 18:00Uhr
SYSTEMIC-REALISTIC-IDEALISM OR HOW NOT TO GO NUTS WITHIN A POLITICAL STRUGGLE I
Vortrag von Marie-Christin Rissinger
Universität für Angewandte Kunst Wien | Social Design Studio
30. August 2016
mo.ë bleibt!
Interview mit Alisa Beck, Reka Kutas, Martina Maggale & Marie-Christin Rissinger
in politix - Zeitschrift des Institut für Politikwissenschaften der an der Universität Wien | Ausgabe 39 | S.59-66 | Wien
Der Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe
"Die Fotos [der raum] dürfen von allen Personen des Vereins oder von Person die in Interesse des Vereins oder den abgebildeten Räumlichkeiten handeln unlimitiert vervielfältigt, gedruckt, manipuliert und öffentlich zu schau gestellt werden. Die Fotos dürfen physisch, auf einer beliebigen Webseite oder in einem beliebigen sozialen Netzwerk zu einem beliebigen Zweck in originaler oder in veränderter Form publiziert werden, ohne den Urheber zu nennen.
Die Fotos dürfen nicht öffentlich denunziert, diskreditiert oder sonstwie herabwürdigend oder unehrenhaft behandelt werden. Für möglich Schäden, welche durch Geistes- oder Gemütszustände, welche durch das Betrachten der Fotos oder eines der Fotos hervorgerufenen werden, verursacht werden, wird keine Haftung übernommen!“ (Bernhard Wächter)
In der Gründerzeit zog die Familie Mandelbaum aus der Slowakei in die direkte Umgebung Wiens, als Hernals noch eine eigene Gemeinde war. Nach und nach erwarb die Familie die Häuser der Thelemangasse 2, 4, 6 und 8. In diese Zeit fällt auch die Benennung der Gasse nach dem Architekten und Grundstücksmakler Friedrich Theleman. In der Thelemangasse 8 begann der Großvater Frederic Mortons mit der Einrichtung einer Werkstatt und stellte dort u.a. Orden für die k.u.k Monarchie her. 1887 wurde dann die Fabrik in der Thelemangasse 4 eröffnet. Frederic Morton wurde 1924 im Haus Nr. 8 als Fritz Mandelbaum geboren. Im gleichen Haus befand sich seit 1913 ein jüdisches Bethaus, welches 1938 zerstört wurde, woran heute eine Gedenktafel an der Fassade erinnert.
Der Vater Frederic Mortons wurde 1938 nach Dachau verschleppt, konnte aber unter ungeklärten Umständen wieder zur Familie zurückkehren. Diese emigrierte daraufhin zunächst nach England und später in die USA. Eine Zwangsauflage der NS-Behörden war dabei die Abgabe des gesamten Vermögens wodurch auch die Liegenschaft Nr. 4 in den Besitz der Nationalsozialisten überging. In der Folge wurden dort u.a. Abzeichen für die Wehrmacht hergestellt.
Bei ihrer Ankunft in den USA war die Familie Mandelbaum erneut mit Antisemitismus konfrontiert und änderte daraufhin ihren Namen von Mandelbaum zu Morton. Fritz Mandelbaum nahm ab diesem Zeitpunkt den Namen Fred Morton an und nannte sich später, als Schriftsteller, Frederic Morton.
Ende der 50er Jahre wurden die Häuser in der Thelemangasse und damit auch die Fabrik der Familie Morton zurückerstattet, letztere befand sich jedoch in einem sehr schlechten Zustand. Die Familie Morton verkaufte die Fabrik an Herrn Mühlberger, der sie unter dem Namen Frank Morton Metallwaren weiterführte, u.a. wurde dort Heeresbedarf – z.B. Zeltheringe, Schnallen für Gewehrgurte und Erkennungsmarken – produziert, aber auch Feinschmiedearbeiten wie Ringe für Privatpersonen angefertigt. Die Produktion wurde 2008, nachdem die Firma in Konkurs gegangen war, endgültig eingestellt.
Die Familiengeschichte der Mandelbaums, die Entstehung der Thelemangasse und die Orden- und Medaillenfabrik sind reale Bezugspunkte des teils fiktionalen Romans “Ewigkeitsgasse” von Frederic Morton. Erzählt wird die Geschichte der Familie Spiegelglas, die, aus einem slowakischen Dorf kommend, sich nach und nach an einem Ort ansiedelt und diesen prägend gestaltet, der im Roman “Türkenplatzl” heißt. Die tiefe Verbundenheit von Orten und Personen ist auch über die Grenzen der Fiktion hinweg am Beispiel der Großmutter Frederic Mortons abgebildet, der, gemeinsam mit Mortons Großvater Bernhard Mandelbaum, der Roman gewidmet ist: der Name des fiktiven slowakischen Dorfs Varungy, aus dem die Hauptperson des Romans, Berek Spiegelglas, stammt, ist ein Anagramm ihres Namens: Regina Ungvary.
Das Türkenplatzl ist dabei im Roman in einen weiteren historischen Kontext eingebettet: die wenigen Häuser dort sollen auf die Unterkünfte des Großwesirs Kara Mustafa und damit auf die Zeit der zweiten Türkenbelagerung zurück gehen. Außerdem wird der Ort durch einen Stein aus der Klagemauer, den der Großwesir mit sich geführt und hier hinterlassen haben soll, mit Jerusalem identifiziert. So überschneiden sich historische und fiktive Wirklichkeiten im Raum des Romans, wie dort auch religiöse Motive ineinander verwoben sind. Mit wenigen Bildern wird eine Familiengeschichte in exemplarischen Bezug zur Geschichte der Stadt Wien, der Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Weltgeschichte gebracht, wobei das Türkenplatzl als Zentrum all diese Verbindungen zusammen hält. Wörtlich abgebildet wird der Prozess der Verschmelzung der Motive und Erzählstränge in der Fabrik von Berek Spiegelglas, der dort wiederholt an entscheidenden Momenten der Erzählung verschiedene metallene Relikte der direkten Umgebung aufsammelt, einschmilzt und aus ihnen seine ersten Medaillen formt. Rund um das Türkenplatzl wird währendessen das Wien der Gründerzeit beschrieben, in dem überall Zinshäuser und Bauvorhaben entstehen. “Das Türkenplatzl ist die Thelemangasse” – so beginnt Frederic Mortons Antwort auf die Frage, ob es für das Türkenplatzl ein reales Vorbild gegeben habe.
Die Thelemangasse und insbesondere die Fabrik sind noch heute ein Ort, an dem sich die wechselhafte und widersprüchliche Geschichte der Stadt, ihrer damaligen und heutigen Bewohner_innen ablesen lässt. Die ehemalige Fabrikhalle zeigt sich dabei als ein Konglomerat verschiedenster Bauphasen und praktischer Veränderungen, sodass dem Raum selbst unzählige Spuren, Schicksale und Erzählungen eingeschrieben sind. Und diese leben davon, dass dieser Ort nicht selbst Geschichte ist.
gp, Januar 2016
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Quellen:
Vom Türkenplatzl zur Ewigkeitsgasse. Ein Interview mit Frederic Morton, in: Frederic Morton, Ewigkeitsgasse, Wien 2002.
Valerie Bosse, Vom Kommen und vom Gehen: Realität und Fiktion eines Ortes – kulturelle Identitäten räumlich betrachtet, Diplomarbeit, Universität Wien 2013.
Frederic Morton, Personal; Crystal Night: Vienna '38, in: New York Times (30. September 1990).
Frederic Morton, Ewigkeitsgasse, Wien 2002.
Andrea Eckert, Durch die Welt nach Hause. Die Lebensgeschichte des Frederic Morton, Dokumentarfilm, 60 min., Österreich 2009.